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Die Reformation im Mülsengrund

Dass die Reformation im Mülsengrund ihren Einzug nicht gleichzeitig hielt, liegt weniger an der Einstellung der Bewohner als an der Haltung der zuständigen Herrschaften. Bei diesen waren nicht nur religiöse Gründe maßgebend, sondern auch persönliche.

Der Mülsengrund unterstand damals schönburgischer Hoheit. Die Schönburger waren dem Kurfürsten von Sachsen nicht freundlich gesinnt, denn diese trachteten danach, die schönburgischen Lande unter ihre Botmäßigkeit zu bringen, während jene bestrebt waren, ihre Selbständigkeit zu erhalten. Ein Schönburger konnte also naturgemäß die Bestrebungen Sachsens nicht unterstützen, auch, wenn dies in der Willensrichtung der Untertanen gelegen hätte. Alsdann Herzog Heinrich der Fromme die Reformation einführte, widersetzte sich diesem Beginnen der Herr von Schönburg, Ernst II. Trotzdem wurde Ortmannsdorf, das ihm unterstand, 1529 als erster Ort im Mülsengrund lutherisch. An zweiter Stelle folgte Thurm, im Sterbejahre Ernsts II, 1534. Der erste evangelische Pfarrer hieß Mathias Groitzsch, der zuvor Diakon an St. Katharinen zu Zwickau war und durch den Zwickauer Amtmann Wolf von Weißbach auf Thurm und Schönfeld berufen wurde. Thurm gehörte zwar zu Glauchau, welches erst acht Jahre später reformierte, aber es besaß eine eigene Herrschaft, die Familie von Weißenbach. Diese verfügte auch in kirchlicher Beziehung über gewisse Rechte, durch deren Anwendung das zeitige Bekenntnis zu Luther erklärlich erscheint.

1539 folgte Niclas und damit auch Jacob, das zu jener Zeit kirchlich zu Niclas gehörte. Die Trennung erfolgte erst 1796. Micheln und Stangendorf unterstanden der Herrschaft Lichtenstein, die als böhmisches Reichsafterlehen dem Luthertum erst 1542 Einlass gewährte. So ist es zu erklären, daß Micheln nach 1538 einen neuen katholischen Geistlichen erhielt, Michael Ramfeld, der gleichzeitig noch als Messpriester am heiligen Kreuzaltar der Hospitalkirche zu Lichtenstein amtierte. Er soll am 9. April 1541 gestorben sein. Wahrscheinlich ist danach in St. Micheln immer noch keine Entscheidung gefallen, sonst hätten es die Stangendorfer, die kirchlich bis dahin zu Micheln gehörten, nicht nötig gehabt, sich im Jahre 1542 Thurm anzuschließen. Als erster lutherischer Pfarrer von St. Micheln wird Jacobus Götze genannt, der sein Amt 1599 antrat. So lange dürfte sich die Einführung der Reformation kaum hingezogen haben. Junghans gibt das Jahr 1552 an, auch Colditz. Ob dies richtig ist, konnte noch nicht nachgeprüft werden.

Wie dem auch sein mag, eines steht fest, daß es im Mülsengrunde einen Zeitraum von etwa 20 Jahren gab, in dem keine religiöse Übereinstimmung herrschte und die römische Kirche ihren Einfluss noch ausübte, als in anderen Gemeinden schon längst lutherisch gelehrt und gepredigt wurde.